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Welche Leistungen Kassen erbringen

Durchatmen nach dem Stresstest

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Heini Dändliker Leiter Key Account Management/
Firmenkunden Markt Schweiz,
Zürcher Kantonalbank

Das turbulente Börsenjahr war eine Herausforderung für die Pensionskassen. Die grosse Mehrheit hat den Stresstest bestanden. Trotz einer negativen Performance lag die Verzinsung deutlich über dem BVG-Minimum und Unterdeckungen blieben bei privatrechtlichen Kassen die Ausnahme. Die Talsohle auf der Leistungsseite scheint in Sichtweite.

Die Ausgangslage hätte besser nicht sein können: Anfang 2022 war die finanzielle Situation der Pensionskassen so komfortabel wie lange nicht mehr. Nach einem fulminanten Börsenjahr 2021 befanden sich die Deckungsgrade auf einem Rekordhoch. Doch dann kamen der Ukrainekrieg, die Inflation und die Zinswende. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten liessen die Reserven der Pensionskassen rasch dahinschmelzen. Der durchschnittliche Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen sank im Jahresverlauf von 122,1 auf 110,1 Prozent – und damit weit unter die Zielgrössen.

Die gute Nachricht: Die negative Nettorendite von –8,8 Prozent geht nicht unmittelbar zulasten der Versicherten. Die Altersguthaben wurden trotzdem über dem Mindestsatz verzinst. Die Mehrheit der Kassen hat zudem ihre Hausaufgaben gemacht und musste keine weiteren Leistungssenkungen vornehmen. Zu verdanken ist dies den hohen Wertschwankungsreserven. Diese erfüllten ihre Funktion und wirkten stabilisierend. Ende 2021 hatten die meisten Kassen ihre Reserven bis zur Zielgrösse aufgefüllt. Somit verfügten sie über genügend Puffer, um das schlechte Börsenjahr abzufedern.

Stabile Situation trotz massiver Einbussen

Dank des grossen Polsters stehen die Pensions­kassen nach dem Zinsschock weiterhin gut da. Im historischen Vergleich sind die Deckungsgrade immer noch solid und liegen deutlich über dem Niveau der Jahre nach der Finanzkrise von 2008 (siehe Abb. 1). Das seither schlechteste Börsenjahr 2022 führte nur bei einer kleinen Minderheit der privatrechtlichen Kassen zu einer Unter­deckung. Die grosse Mehrheit verfügt weiterhin über eine ausreichende Deckung.

Die Pensionskassen befinden sich also durchs Band in einer ausgewogenen Situation. Insbesondere sind viele privatrechtliche Pensionskassen sehr gut aufgestellt – rund ein Drittel hat sogar einen Deckungsgrad von über 115 Prozent. Bei den Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE) sind hingegen nur etwa halb so viele in einer so guten Position.

Kein Spielraum für Teuerungsausgleich

Aufgrund der geschmolzenen Wertschwankungsreserven ist der Handlungsspielraum für Leistungsverbesserungen kleiner geworden. Da die freien Mittel grossmehrheitlich fehlen, ist ­momentan ein Teuerungsausgleich für die Rentner unrealistisch – obschon die Forderung danach angesichts der hohen Inflationsraten lauter wird. Erstmals seit Studienbeginn wurde 2022 die ­­Verzinsung von der Teuerung «aufgefressen». Die Kassen verzinsten die Guthaben der aktiv Ver­sicherten durchschnittlich mit 1,9 Prozent. Abzüglich der durchschnittlichen Jahresinflation von 2,8 Prozent kommt die Realverzinsung bei –0,9 Prozent zu liegen.

Vor dem Hintergrund des schlechten Anlage­ahres ist die durchschnittliche Verzinsung von 1,9 Prozent ein hoher Wert. Trotz der negativen Performance verzinste die Mehrheit der Pensionskassen die Altersguthaben deutlich über dem BVG-Mindestzins von einem Prozent. Fast ein Fünftel der privatrechtlichen Pensionskassen gewährte gar eine Verzinsung von drei Prozent und mehr. ­Dabei dürfte es sich vorwiegend um die bereits erwähnten Kassen handeln, die einen Deckungsgrad von über 115 Prozent aufweisen.

Umverteilung wird kleiner

Die Guthaben der aktiv Versicherten wurden 2022 zum zweiten Mal in Folge höher verzinst als die für die Renten zugrundeliegenden Bewertungssätze. Das unterstreicht, was sich bereits im letzten Jahr abzeichnete: Die Umverteilung ­zwischen den Generationen, die vor über 20 Jahren einsetzte, nimmt aufgrund der gesunkenen Umwandlungssätze ab. Die Problematik früherer Pensionierungsverluste wird allerdings noch ­länger nachwirken.

Um die Umverteilung einzudämmen, hatten die Kassen in den letzten Jahren ihre Leistungsversprechen sukzessive gesenkt. Die Frage, ob die Leistungen dabei zu stark nach unten korrigiert wurden, dürfte vor allem aus der Optik der Neurentnerinnen und Neurentnern thematisiert werden – nicht zuletzt auch angesichts der Inflation. Aufgrund der fehlenden Reserven sind Leistungsverbesserungen bis auf Weiteres jedoch nur in Ausnahmefällen möglich. Das gilt insbesondere für Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen. Diese dürfen erst dann Leistungsverbesserungen vorsehen, wenn ihre Wertschwankungsreserven zu mindestens 75 Prozent geäufnet sind, was momentan bei Weitem nicht der Fall ist.

Abbildung 1: Deckungsgradentwicklung privatrechtliche Kassen

Aufwärtstrend beim technischen Zinssatz

Auch die Entwicklung des technischen Zinssatzes deutet darauf hin, dass sich die Problematik der Pensionierungsverluste entschärft hat. Bereits im letzten Jahr zeichnete sich eine Trendwende ab und 2022 sehen wir erneut ein minim höheres ­Niveau um die 1,5 Prozent beim technischen Zinssatz. Legt man die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen über den durchschnittlichen technischen Zinssatz, zeigt sich, dass sich die ­Werte erstmals seit der Finanzkrise vollständig angenähert haben (siehe Abb. 2). Der technische Zinssatz steht somit nach einer langen Zeitspanne wieder im Einklang mit der ökonomischen Realität.

Jede siebte Pensionskasse hat den technischen Zinssatz erhöht, wobei dieser im Schnitt 0,56 Prozentpunkte nach oben korrigiert wurde. Die auffällig markanten Erhöhungen liessen sich auch als taktische Manöver interpretieren – schliesslich erhöht sich mit einer Anhebung des technischen Zinssatzes automatisch auch der Deckungsgrad. Die Studie bestätigt diese These nicht.

Sinkende Umwandlungssätze finden Boden

Bei den seit über zehn Jahren sinkenden Umwandlungssätzen zeichnet sich ebenfalls eine Trendwende ab. Im letzten Jahr haben die Kassen per 2026 einen Umwandlungssatz von 5,25 Prozent erwartet. In diesem Jahr erwarten die Kassen per 2027 noch 5,23 Prozent. Das bedeutet im Vergleich mit dem aktuellen Durchschnitt von 5,37 Prozent zwar immer noch einen Rückgang. Dieser flacht jedoch ab und die Talsohle scheint bald erreicht.

Die Trendwende beim Umwandlungssatz und beim technischen Zinssatz macht Hoffnung. Das schwache Börsenjahr hat die Deckungsgrade zwar erheblich gesenkt, doch im ersten Quartal dieses Jahres haben sich diese stabilisiert. Langfristig versprechen die steigenden Zinsen eine stabilere Ertragsbasis. Eine wesentliche Grundlage, damit auf lange Sicht auch wieder Leistungsverbesserungen möglich werden.

Abbildung 2: Technischer Zinssatz