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Verwaltung der Anlagevermögen

Anlageseitiges Ausschöpfen der Risikofähigkeit zahlt sich abermals aus

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Iwan Deplazes Leiter Asset Management, Zürcher Kantonalbank

Die Pensionskassen können auf ein erfolgreiches Anlagejahr zurückblicken. So konnten sich die Kassen zum Jahreswechsel 2021/2022 in einer sehr robusten Verfassung präsentieren. Anfang 2022 wird diese Leistungsfähigkeit kurzfristig herausgefordert. Durch die seit Jahresbeginn beschleunigte Zinswende verzeichnen alle Anlageklassen mit Ausnahme der alternativen Anlagen Kursverluste.

Im Jahr 2021 haben sich bei den Schweizer Pensionskassen die Anlagetrends der Vorjahre fortgesetzt. Die Obligationenquote sank angesichts schwacher Renditeerwartungen auf den tiefsten Stand der vergangenen zehn Jahre, die Aktienquote erreichte – begleitet vom Motto «TINA» (There Is No Alternative) – ein Rekordhoch (vgl. Abbildung 1). Bis zum Ende des Jahres 2021 ging diese Rechnung auf.

3. Beitragszahler hat abermals geliefert

So konnte der 3. Beitragszahler, die Anlagerendite auf dem Vermögensbestand der beruflichen Vorsorge, seine Bedeutung abermals eindrücklich demonstrieren. Die Pensionskassen haben das Anlagejahr 2021 im Mittel mit einer Nettorendite von 8,4 Prozent abschliessen können. 2021 darf sich damit im langfristigen Vergleich als sehr guter Jahrgang präsentieren – im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre betrug die Anlagerendite 5,35 Prozent.

Abbildung 1: Aktienquoten auf Höchststand, Obligationenquoten auf Tiefstand

Weiter starke Spannbreite der Anlagerenditen

Diese durchschnittliche Rendite von 8,4 Prozent geht wiederum mit einer erheblichen Spannbreite der Renditen einher (vgl. Abbildung 2). Wie in den Vorjahren konnten wir auch im Rahmen der aktuellen Pensionskassenstudie strukturelle Gründe für die Unterschiede der Performance ermitteln. Dazu zählen beispielsweise die Grösse der Kassen, die Asset Allocation oder Brancheneigenheiten. Dies sind nur einige der Merkmale, die zu einer unterschiedlichen Einschätzung und Ausschöpfung vorhandener Risikobudgets führen.

Abbildung 2: Nettorenditen: Zweitbeste Performance der letzten 10 Jahre

Nachhaltigkeit: ESG-Kriterien auf dem Vormarsch, CO2-Reduktionsziele treten am Ort

Die Verankerung von Nachhaltigkeitsstrategien, die wir im Vorjahr erstmals abgefragt hatten, ist 2021 weiter vorangeschritten. ESG-Kriterien sind mittlerweile bei 33 Prozent der Kassen im Anlagereglement verankert (Vorjahr 25 Prozent), bei den grossen Kassen ist das Vordringen von ESG-Kriterien deutlich ausgeprägter als bei den kleinen Kassen. Das zögerliche Tempo der Umsetzung dürfte allerdings in die Kritik geraten. Das gilt vor allem bei der Messung von CO2- Intensitäten der Portfolios. Bei der tatsächlichen Verankerung von CO2-Reduktionszielen herrscht noch weitgehend Fehlanzeige. Da besteht im Sinne der Selbstregulierung wohl Handlungsbedarf.

Finanzielle Fitness der Kassen deutlich gestiegen

Besser sieht es bei den Kassen angesichts der beiden grossen Herausforderungen – der steigenden Lebenserwartung und den Zinsen – aus. In den vergangenen Jahren haben die Pensionskassen die notwendigen Massnahmen umgesetzt, um die Renten langfristig zu sichern:

Gesundes Fundament ermöglicht Handlungs­spielraum

Sind diese Hausaufgaben erledigt, eröffnen die guten Noten im Pflichtenheft neue Chancen. Mit guten Anlagerenditen – wie denjenigen des Anlagejahres 2021 – kann endlich wieder eine höhere Verzinsung der Altersguthaben der aktiv Versicherten angegangen werden. Handlungsspielraum haben besonders diejenigen Kassen, die ihre Wertschwankungs­reserven bereits zu mindestens 75 Prozent geäufnet haben.

Aktive erhalten höchste Verzinsung seit 20 Jahren

Insgesamt konnten sich die Schweizer Pensionskassen mit der Rückendeckung guter Anlagerenditen zum Jahreswechsel 2021/2022 robuster denn je präsentieren. Die aktiven Versicherten haben mit durchschnittlich 4,25 Prozent eine gute Verzinsung ihrer Altersguthaben erhalten – nach jahrelanger Durststrecke und Umverteilung zugunsten der Rentner. Gute Anlagerenditen bleiben eine notwendige Bedingung, um weiterhin eine attraktive Verzinsung der Altersguthaben sicherstellen zu können.

Der Zinsschock und die Performance

Sind derart freundliche Aussichten angesichts des Zinsschocks und der Herausforderungen des Jahres 2022 nun bereits wieder Makulatur? Wir möchten an dieser Stelle auf die Simulation eines Zinsschocks von 1 Prozent (=100 Basispunkten) bei CHF-Anleihen zurückgreifen, die wir im Rahmen der Präsentation der Pensionskassenstudie 2020 gezeigt hatten. Dort hatten wir die Kursverluste inklusive Spill-over-Effekten auf andere Anlageklassen im Gesamtportfolio auf – 4,8 Prozent geschätzt – ohne geopolitische Zusatzbelastungen wie die Ressourcenknappheit durch den Ukraine-Krieg und neue Lieferengpässe durch die chinesischen Covid-19-Massnahmen.

Zinsschock: Renditeeinbussen etwa so hoch wie erwartet

Angesichts des starken Zinsanstiegs im 1. Quartal 2022 möchten wir an dieser Stelle zeigen, wie ein durchschnittliches Schweizer Pensionskassenportfolio in dieser Belastungssituation reagiert.

Die Performance betrug von Anfang Januar bis Ende April 2022 im Mittel – 4,82 Prozent (vgl. Abbildung 3). Unsere Simulation eines Zinsschocks hatte vor Jahresfrist Kurseinbussen auf dem Gesamtportfolio von – 4,8 Prozent berechnet und damit die Grössenordnung möglicher Verluste sehr gut skizziert.

Feststellen mussten wir zudem, dass obligationenlastige Portfolios ihre defensiven Qualitäten aktuell nicht ausspielen konnten – sie verzeichnen ein Minus von 5,2 Prozent und reagieren damit genauso empfindlich wie Portfolios, die eher aktienlastig sind (– 5,1%, vgl. Abbildung 3).

Lieber ein Ende mit Schrecken

Nachdem die Pensionskassen die zahlreichen Herausforderungen angegangen sind, um ihre finanzielle Situation zu sichern, wurden sie als Folge eines geldpolitischen Bremsmanövers mit einem Zinsschock konfrontiert. Dieser fällt kurzfristig stark aus. Mittel- bis langfristig wird ausschlaggebend sein, dass die Kassen ihre Leistungsfähigkeit im Sinne der Destinatäre mit umfassenden Massnahmenpaketen gesichert haben. Für das Negativzinsumfeld und sein Ende durch den Zinsschock des 1. Quartals 2022 gilt:

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Abbildung 3: 
«Risikolose» Anlagen schützen nicht vor Renditezerfall

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