Schweizer Pensionskassenstudie 2021

B Kapitalanlage und Asset Allocation

1 Asset Allocation

Abbildung B-1: Asset Allocation 2011–2020

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* Bis 2016 Anlagen beim Arbeitgeber
** Ab 2020

Die seit Jahren zu beobachtende strukturelle Verschiebung in der Asset Allocation hat sich 2020 fortgesetzt. Auf einen einfachen Nenner gebracht heisst das: Realwerte haben auf Kosten der nominellen nochmals Zugewinne verbuchen können. Der Anteil Immobilien nahm von 24,3 auf 24,4 Prozent zu, jener der Aktien von 31,6 auf 32,7. Letztere liegen damit knapp unter einem Drittel. Zusammen erreichen die beiden Kategorien mit 57,1 Prozent deutlich mehr als die Hälfte des Anlagevolumens. Das andauernde Tiefzinsumfeld geht auf Kosten der Obligationen, die eine erneute Einbusse von 29,3 auf 28,9 Prozent erleiden.

Auf die übrigen Anlagen entfallen zusammen lediglich 14 Prozent. Bemerkenswert ist der Rückgang der liquiden Mittel von 5,5 auf 4,6 Prozent. Vermutlich spielen hier die Negativzinsen eine entscheidende Rolle. Bei den alternativen Anlagen sind lediglich Verschiebungen im Promillebereich auszumachen. Die neu in der BVV2 als eigene Kategorie geführten Infrastrukturanlagen kommen auf 0,8 (0,7) Prozent.

Tabelle B-1: Anlageklassen 2011–2020

Durchschnittliche Asset Allocation in %

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Flüssige Mittel

7,5

7,4

7,6

7,0

5,6

5,1

5,8

5,6

5,5

4,6

Darlehen ab 2017**

0,6

0,8

0,8

0,8

0,8

0,8

0,5

0,5

0,5

0,8

Aktien und sonstige Beteiligungen beim Arbeitgeber

0,3

0,3

0,3

0,3

0,2

0,2

*

*

*

*

Obligationen CHF

27,5

25,5

24,6

24,3

22,9

21,7

20,0

20,3

19,3

18,7

Obligationen Fremdwährungen

9,7

10,3

9,9

10,5

10,4

10,7

10,4

10,6

10,0

10,2

Aktien Inland

11,9

12,4

13,2

13,1

13,4

13,1

14,2

12,8

13,8

13,9

Aktien Ausland

14,1

15,2

16,2

16,3

16,8

17,6

18,0

16,5

17,8

18,7

Immobilien Inland

19,7

19,3

18,9

19,1

20,2

20,7

20,7

22,2

21,8

21,9

Immobilien Ausland

1,0

1,1

1,1

1,3

1,7

1,9

2,1

2,6

2,4

2,5

Hypotheken

1,6

1,6

1,6

1,2

1,1

1,2

1,3

1,3

1,4

1,5

Hedge Funds

2,0

1,9

1,7

1,5

1,4

1,4

1,2

1,3

1,1

1,2

Private Equity

0,7

0,8

0,7

0,8

0,9

0,9

0,8

0,9

1,1

1,2

Rohstoffe

1,5

1,7

1,3

1,1

0,8

0,9

0,8

0,6

0,7

0,7

Infrastrukturanlagen

*

*

0,2

0,2

0,2

0,3

0,4

0,6

0,7

0,8

Nichttraditionelle Nominalwertanlagen

*

*

*

*

0,5

0,5

0,6

0,5

0,6

0,6

Andere alternative Anlagen

0,9

1,1

1,1

1,8

2,1

2,2

2,4

2,4

2,4

2,5

Übrige Aktiven

1,0

0,6

0,8

0,7

1,0

0,8

0,9

1,3

0,9

0,6

Total

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

* nicht erhoben
** bis 2016 Anlagen beim Arbeitgeber

Anmerkung: Die tabellarisch angegebenen Werte sind einfache Durchschnitte. Jene der OAK-BV in ihrer jährlichen Erhebung der finanziellen Lage der Vorsorgeeinrichtungen sind hingegen vermögensgewichtet, was allfällige Differenzen zwischen den Daten erklärt. Zu berücksichtigen ist auch die grössere Zahl der von der OAK erfassten Vorsorgeeinrichtungen, die vor allem kleinere Einrichtungen betrifft.

Tabelle B-2: Anlageformen und Kassengrösse

Mittelwert Vermögensanteil pro Vermögensgruppe in %

< 50 Mio.

50–100 Mio.

100–500 Mio.

500–1000 Mio.

1000–5000 Mio.

> 5000 Mio.

Anlagestiftungen

31,0

21,1

22,5

14,6

17,1

15,7

Anlagefonds

56,4

44,4

42,8

49,3

44,1

39,1

Beteiligungsgesellschaften

0,4

0,0

1,0

0,9

1,5

2,4

Kategorienmandate

11,3

2,6

17,0

19,3

22,0

48,1

Gemischte Mandate

52,0

58,4

45,9

27,8

5,7

0,3

Strukturierte Produkte

1,8

2,1

0,4

0,1

0,2

0,1

Immobilien Schweiz: Direkte Anlagen

12,6

8,5

10,8

10,7

13,1

10,0

Immobilien Schweiz: Indirekte Anlagen

16,7

20,8

15,1

13,7

11,5

7,6

Immobilien Ausland: Direkte Anlagen

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,3

Immobilien Ausland: Indirekte Anlagen

2,2

5,7

2,9

3,2

2,9

3,6

Indexanlagen

25,9

36,8

35,0

34,5

28,5

28,9

Anlagen nach ESG-Kriterien

14,8

22,5

27,5

29,1

39,6

56,2

Die Matrix aus Anlageformen und Kassengrösse zeigt die zu erwartenden Zusammenhänge. Anlagestiftungen und Anlagefonds verlieren mit zunehmender Kassengrösse an Bedeutung. Das gilt in noch stärkerem Masse für gemischte Mandate, welche bei den grossen Kassen praktisch inexistent sind. Auch indirekte Immobilienanlagen sind primär bei kleineren Kassen zu finden. Am bedeutendsten sind für grosse Kassen ab 5 Milliarden Franken Anlagevermögen die Kategorienmandate mit einem Anteil von gut 48 Prozent.

Wiederum erhoben wurden Anlagen, welche explizit nach ESG-Kriterien erfolgen. Deren Anteil steigt kontinuierlich mit der Kassengrösse: von knapp 15 Prozent bei den kleinsten Pensionskassen bis auf über 56 Prozent bei den grössten mit 5 und mehr Milliarden Franken Vermögen. Der kapitalgewichtete Anteil beträgt 55 Prozent bei Kassen über 1 Milliarde Franken. Bei Kassen mit weniger als 1 Milliarde Franken beträgt der kapitalgewichtete Anteil 29 Prozent.

Gegenüber dem Vorjahr ist bei allen Kassenkategorien diesbezüglich ein Anstieg auszumachen. Er ist besonders ausgeprägt bei kleinsten Pensionskassen, wo ein Anteil von neu 14,8 gegenüber 3,7 Prozent im Vorjahr angegeben wird.

Da sich die Anlageformen für die einzelnen Anlagekategorien mehrfach überschneiden können, summieren sich die Prozentzahlen auf über 100.

Tabelle B-3: Entwicklung der Vermögensanteile in Anlagefonds, Anlagestiftungen und indexierten Anlagen

Mittelwert Vermögensanteil in %

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

Anlagefonds

34,2

37,6

40,8

41,1

40,9

43,2

42,2

46,0

44,1

41,6

Anlagestiftungen

23,6

20,8

21,1

22,6

20,4

21,4

22,0

19,0

20,3

19,7

Indexanlagen

21,8

24,5

22,4

24,9

24,1

26,8

28,1

29,0

31,1

30,1

Der Rückblick über zehn Jahre für die Entwicklung von Anlagefonds, Anlagestiftungen und Indexanlagen in den Portefeuilles der Vorsorgeeinrichtungen zeigt die wechselnden Tendenzen für die drei Bereiche. Anlagefonds weisen zwischen 2011 und 2018 ein starkes Wachstum von rund 34 auf 46 Prozent auf, fallen seither aber wieder zurück auf unter 42 Prozent.

Anlagestiftungen hatten im Beobachtungszeitraum zu Beginn 2011 ihr bestes Jahr mit 23,6 Prozent, weisen dann eine laterale Entwicklung mit leichtem Rückgang auf. Ihr Anteil wurde für das Berichtsjahr mit unter 20 Prozent ermittelt.

Indexanlagen wiederum konnten praktisch in jedem Jahr zulegen und erreichten 2019 die Höchstmarke von 31,1 Prozent. Seither fielen sie um 1 Prozentpunkt zurück.

Abbildung B-2: Kassengrösse und Asset Allocation

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Abbildung B-2 stellt die Abhängigkeit der Asset Allocation von der jeweiligen Kassengrösse dar, mit Unterscheidung der Vermögensgrösse bei 500 Millionen Franken.

In den drei klassischen Bereichen Obligationen, Aktien und Immobilien sind die Anteile der kleineren Kassen durchweg bedeutender als bei den grossen. Umgekehrt liegen die Verhältnisse bei den restlichen Bereichen und sind besonders ausgeprägt bei den Hypotheken, Infrastrukturanlagen und alternativen Anlagen. Besonders Letztere weisen einen erheblichen Vorsprung der grossen Kassen mit 7,6 gegenüber 5,0 Prozent auf. Allerdings ist bei den grossen Kassen im Jahresvergleich ein Rückgang von 8,7 auf 7,6 Prozent auszumachen. Dieser ist dem Umstand geschuldet, dass die Infrastrukturanlagen neu eine eigene Anlagekategorie bilden und nicht mehr Teil der alternativen Anlagen sind.

Abbildung B-3: Asset Allocation im Vergleich Ist/Ziel

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Wie weit entspricht die aktuelle Asset Allocation den Zielen der Pensionskassen, wo liegen grössere Differenzen vor?

Die weitaus grösste Abweichung ist bei den Obligationen festzustellen, wo gegenüber dem gegenwärtigen Stand von 28,9 Prozent deutlich mehr, nämlich 31,7 Prozent, gewünscht werden. Der Grund für die Differenz liegt auf der Hand. Beim gegenwärtigen Stand der Zinsen rentieren die festverzinslichen Papiere ungenügend. In Aktien werden hingegen eher etwas mehr Gelder angelegt als grundsätzlich in den Strategien vorgesehen. Nicht weit weg voneinander liegen Ist und Ziel bei den Immobilien, wobei ein weiterer leichter Ausbau insgesamt aber durchaus erwünscht scheint.

Für die restlichen Kategorien bleibt festzuhalten, dass man die Liquidität gerne noch weiter abbauen möchte; auch bei den alternativen Anlagen ist man derzeit geneigt, die Bestände etwas zu verringern.

2 Immobilienanlagen

Abbildung B-4: Entwicklung von direkten und indirekten Immobilienanlagen

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Abbildung B-4 lässt optisch erkennen, dass die indirekten Immobilienanlagen im Beobachtungszeitraum seit 2011 stetig an Gewicht gewonnen haben, wobei das Ausgangsjahr als statistischer Ausreisser (Sample-bedingt) erscheint.

Verfolgt man die Zahlen im Zeitablauf, wird ersichtlich, dass ab 2016 ein grösserer Anteil auf die indirekten als die direkten Anlagen entfällt und sich diese Entwicklung laufend verstärkt hat. Im Berichtsjahr machen sie 55 Prozent der Immobilieninvestments aus, 2012 waren es lediglich 46 Prozent.

Diese Entwicklung betrifft insbesondere kleinere Kassen mit weniger als 500 Millionen Franken Vermögen. Börsenkotierte Fonds machen fast zwei Drittel (64 Prozent) der Immobilienanlagen aus, mit dem Nachteil der damit verbundenen Agios. Bei grösseren Kassen liegt der Anteil bei 56 Prozent.

3 Alternative Anlagen

Abbildung B-5: Alternative Anlagen im Mehrjahresvergleich

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Es wird seit einiger Zeit viel Überzeugungsarbeit geleistet, um bei den Vorsorgeeinrichtungen die Vorbehalte gegen alternative Anlagen abzubauen und sie von den damit gebotenen Rendite- und Diversifizierungsvorteilen zu überzeugen. Wie es scheint, mit bescheidenem Resultat.

Im Berichtsjahr ging das Total in diesem Sektor sogar relativ deutlich von 6,4 auf 6,0 Prozent zurück. Der Grund dafür ist, dass die Infrastrukturanlagen nicht mehr Teil der alternativen Anlagen sind. Eine längere Aufwärtstendenz ist bei Private Equity zu erkennen. Anlass zu Hoffnung geben die Infrastrukturanlagen, wo auch der politische Wille besteht, Hindernisse für die Kassen zu beseitigen und Investitionen zu erleichtern. Dies nicht zuletzt mit der Schaffung einer eigenen Anlagekategorie in der BVV2. Sie wurden aus der Kategorie der Alternativen ausgegliedert und mit einer grosszügigen Limite von 10 Prozent versehen.

Neue Anbieter für solche Produkte sind damit beschäftigt, dieses Feld zu beackern. Da hier volkswirtschaftliche Interessen eng mit den Anlagebedürfnissen von Pensionskassen korrelieren, darf mit einer gewissen Zuversicht damit gerechnet werden, dass sich hier längerfristig die wünschenswerte Erweiterung der Anlagepalette auftut.

4 Absicherung der Fremdwährungsanlagen

Abbildung B-6: Strategisches Fremdwährungsengagement

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Kaum Änderung gegenüber dem Vorjahr lässt sich im Kapitel «Absicherung der Fremdwährungsanlagen» registrieren. Der abgesicherte Teil verbleibt bei 12 Prozent bei einem Anteil der Fremdwährung an den Gesamtanlagen von minim höheren 31 (30) Prozent.

5 Kategorienbegrenzung und Erweiterungsbegründung

Abbildung B-7: Nutzung der Erweiterungsbegründung nach Grösse der Vorsorgeeinrichtungen

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Aufgrund von Art. 50 Abs. 4 der BVV2 ist den Vorsorgeeinrichtungen die Möglichkeit gegeben, die Limitierung der Anlagekategorien der BVV2 mit einer Erweiterungsbegründung zu überschreiten.

Die Umfrage zeigt, dass auch die kleineren und mittleren Kassen zunehmend davon Gebrauch machen. Bei diesen hat sich der Anteil in den letzten Jahren markant erhöht, während bei den grössten eine Stabilisierung auf hohem Niveau ersichtlich ist.

Abbildung B-8: Erweiterungsbegründung nach Anlagekategorie bei Vorsorgeeinrichtungen ≤ 500 Mio.

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Die beiden Abbildungen zu den Erweiterungsbegründungen nach Anlagekategorien (B-8 und B-9) zeigen die Unterschiede nach Kassengrösse auf, wobei die Grenze bei einem Anlagevolumen von 500 Millionen Franken gezogen wird. Gleichzeitig wird die Entwicklung über fünf Jahre dargestellt.

Bei den kleineren Vorsorgeeinrichtungen ist es grossmehrheitlich die Kategorie Immobilien, bei welcher die gegebene Limite von 30 Prozent offenbar häufig überschritten. Für das Berichtsjahr ist zudem eine auffällige Zunahme bei den alternativen Anlagen festzustellen.

Abbildung B-9: Erweiterungsbegründung nach Anlagekategorie bei Vorsorgeeinrichtungen > 500 Mio.

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Was den Bereich der Kassen über 500 Millionen Franken Anlagen betrifft, sind es neben den Immobilien auch die alternativen Anlagen, welche häufig eine Begründung für die Überschreitung auslösen, was angesichts des doch weiterhin bescheidenen Anteils der Investitionen in diesem Sektor vielleicht überrascht. Es ist davon auszugehen, dass eine Minderheit der Kassen sich hier stark engagiert, die restlichen hingegen eher Abstand halten, was gesamthaft in einem wenig aussagekräftigen Durchschnitt für die Portefeuilles resultiert.

6 Nachhaltigkeit

Abbildung B-10: Verankerung von ESG bei Pensionskassen im Anlagereglement

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Der Anteil der Kassen, welche ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in ihre Reglemente aufgenommen haben, hat sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht und macht heute ein Viertel der antwortenden Kassen aus.

Es zeigt sich ein markanter Unterschied zwischen den privatrechtlichen und den öffentlich-rechtlichen Kassen. Während es 21 Prozent der privaten Kassen sind, liegt der Anteil bei den öffentlichen mit 53 Prozent deutlich höher. Hier dürfte sich ein gewisser politischer Druck bemerkbar machen.

Zu den insgesamt 25 Prozent der Kassen, welche bereits ESG-Kriterien führen, kommen 9 Prozent hinzu, welche ihre Einführung in den nächsten zwei bis drei Jahren vorsehen. Bei weiteren 25 Prozent wird die Frage im Stiftungsrat diskutiert, ohne dass bisher ein konkreter Entscheid gefällt worden wäre.

Abbildung B-11: Nachhaltige Anlagestrategien im Einsatz

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Im Rahmen des Themas nachhaltige Anlagestrategien wurden in der Umfrage neben dem grundsätzlichen Einbezug von ESG-Kriterien zusätzlich die dafür eingesetzten Instrumente ermittelt.

Unter dem Titel «Integration» wird der explizite Einbezug von ESG-Kriterien in die traditionelle Finanzanalyse verstanden, welche mit 22 Prozent naturgemäss fast ebenso häufig genannt wird wie ESG-Kriterien überhaupt.

Als Best in Class gilt die Anlagestrategie, nach der – basierend auf ESG-Kriterien – die besten Unternehmen innerhalb einer Branche, Kategorie oder Klasse ausgewählt werden. Einen solchen Ansatz verfolgen 19 Prozent.

Mit 13 resp. 14 Prozent werden Impact Investments und nachhaltige Themenfonds genannt. Impact Investments sind Investitionen in Firmen, Organisationen oder Fonds mit dem Ziel, neben dem Erzielen von finanziellen Erträgen auch Einfluss auf soziale und ökologische Belange auszuüben. Letztere bilden Investitionen in Themen oder Assets, die mit der Förderung von Nachhaltigkeit zusammenhängen und einen ESG-Bezug haben.

Ergänzend sind hier die Antworten auf die Frage angefügt, ob die Vorsorgeeinrichtungen ihre Aktionärsrechte auch dazu ausüben, um die Unternehmenspolitik von Schweizer Firmen bezüglich ESG-Kriterien zu beeinflussen.

Von allen antwortenden Kassen (426) tun dies 31 Prozent über direkte Stimmrechtswahrnehmung und/oder 45 Prozent indirekt über Fonds resp. Anlagestiftung bei Kollektivanlagen. Für die Kategorie der grösseren Kassen betragen die entsprechenden Prozentzahlen 46 und 50.

Abbildung B-12: Anwendung von Ausschlusskriterien

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42 Prozent aller antwortenden Kassen geben an, mit Ausschlusskriterien gewisse Unternehmen, Branchen oder ganze Länder von ihrem Investment-Universum auszuschliessen, sofern diese gegen spezifische Kriterien verstossen.

Nach Grössenklassen unterschieden, ergeben sich beträchtliche Differenzen. Der Anteil bei den kleineren Kassen (unter 500 Millionen Franken Anlagen) beträgt 29 Prozent, bei den darüberliegenden hingegen 64 Prozent. Ersichtlich wird, dass Ausschlusskriterien wesentlich häufiger eingesetzt werden als formelle ESG-Kriterien.

Unterschieden nach Rechtsform zeigt sich, dass von den privatrechtlichen Kassen solche Kriterien bei gesamthaft 38 Prozent Anwendung finden, bei den öffentlich-rechtlichen 73 Prozent.

Abbildung B-13: Angewendete Ausschlusskriterien

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Die Ausschlusskriterien betreffen insbesondere kontroverse Waffen. Darunter werden Nuklearwaffen, Streumunition sowie biologische und chemische Waffen gemäss SVVK-ASIR (Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen) verstanden. Im Durchschnitt werden sie von 70 Prozent aller hier engagierten Kassen benützt. Es folgen gesellschaftlich umstrittene Produkte und Dienstleistungen wie Tabak, Alkohol, Pornographie etc. mit 29 Prozent.

Als «normbasierte Ausschlüsse» gelten Screenings von Investments nach ihrer Konformität mit internationalen Standards und Normen, die sich auf ESG-Kriterien beziehen. Sie finden explizit Anwendung bei 22 Prozent der Kassen mit Ausschluss- kriterien. Auf 17 Prozent kommen Investments, die sich auf einen hohen CO2-Fussabdruck beziehen, etwa durch die Förderung fossiler Energieträger.

Generell zeigt sich, dass die kleineren Kassen in geringerem Umfang als die grösseren die genannten Kriterien für ihre Anlagetätigkeit nennen und die öffentlich-rechtlichen häufiger als die privatrechtlichen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass in der konkreten Anlagetätigkeit geringe Unterschiede bestehen und kaum eine Pensionskasse in Unternehmen investiert, welche bspw. kontroverse Waffen herstellen oder mit Pornografie handeln.

Abbildung B-14: Messung von CO2/Treibhausgasen im Portfolio und Reduktionsziel

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Zu den fortgeschrittenen und komplexen Elementen der aktuellen nachhaltigen Anlagepolitik gehört die Messung von CO2 / Treibhausgasbildung der im Portfolio vertretenen Unternehmen und damit verbunden die Festlegung eines Reduktionsziels.

Auch hier sind es wiederum die grösseren Vorsorgeeinrichtungen, die solche Messungen mit bereits rund einem Drittel vornehmen. Weitere 12 Prozent in dieser Kategorie überlegen sich eine solche Messung. Bei der Gesamtheit der Kassen sind es 17 und 6 Prozent.

Von diesen 17 Prozent aller Kassen mit entsprechender Messung erfolgt diese in 84 Prozent der Fälle bei Aktien, in 71 Prozent bei Unternehmensanleihen, in 57 Prozent Immobilien Schweiz und in 33 Prozent bei Staatsanleihen.

Ein Reduktionsziel geben 4 Prozent aller Kassen und 8 Prozent der grösseren vor.

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