Verwaltung der Anlagevermögen
Die Rentabilität und Tragfähigkeit von Pensionskassen spielt bei der Altersvorsorge eine zentrale Rolle. Weit verbreitet ist die Meinung, dass unter dem Strich eine Mehrheit der Kassen ähnlich gut abschneidet. Mit diesem Mythos möchten wir in der diesjährigen Pensionskassenstudie aufräumen. Denn es gibt teils erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Vorsorgeeinrichtungen.
Drei Aspekte möchte ich dabei besonders beleuchten:
Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile fast überall präsent. Auch im Anlagebereich hat sich so etwas wie eine dritte Dimension neben Risiko und Rendite geöffnet. Viele Pensionskassen haben die Zeichen der Zeit erkannt und messen dem Thema immer mehr Bedeutung bei. Während sich grosse Kassen mit den ESG-Kriterien auseinandersetzen und eine Vorreiterrolle übernehmen, drohen viele kleine Pensionskassen hingegen den Trend zu verpassen.
Bereits verfügen 44 Prozent der grossen Vorsorgeeinrichtungen mit einem Anlagevermögen von über 500 Millionen Franken über einen Passus im Anlagereglement, dass ESG-Kriterien angewendet werden. Bei den kleineren Kassen sind es gerade einmal 14 Prozent. Bei einem Viertel aller Pensionskassen wird über die Einbindung von Nachhaltigkeitskriterien diskutiert.
Insgesamt sind grosse Kassen deutlich fortgeschritten in diesem Prozess, denn 64 Prozent wenden bereits Ausschlusskriterien in ihrem Investmentprozess an. Damit verzichten sie beispielsweise auf Anlagen in Waffenhersteller, die Tabakindustrie oder generell in Länder, die Menschenrechte missachten. Bei den kleineren Kassen verfolgt bislang erst knapp ein Drittel diesen Ansatz.
Auffallend sind auch die teils deutlichen Unterschiede zwischen den Pensionskassen der einzelnen Branchen. Recht weit vorne dabei ist die öffentliche Verwaltung, wo bereits über die Hälfte der Kassen Nachhaltigkeitskriterien ins Anlagereglement aufgenommen hat. Auch die Kassen des Gesundheits- und Sozialwesens und von Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen liegen im vorderen Mittelfeld.
Am anderen Ende des Spektrums finden sich das Bau- sowie das Verarbeitende Gewerbe und der Handel. Gerade im Baugewerbe besteht grosser Nachholbedarf – nicht einmal 5 Prozent der Pensionskassen berücksichtigen ESG-Kriterien in ihrem Anlageprozess und über die Hälfte denkt noch nicht einmal über die Einführung eines solchen Passus nach.
Besonders viel Potenzial zeigt sich, wenn nach konkreten Reduktionszielen für CO2 gefragt wird. Denn bislang haben erst 4 Prozent aller Pensionskassen ein Ziel zur Verringerung der Treibhausgase für ihr Portfolio. Immerhin 11 Prozent denken darüber nach, ein solches Ziel einzuführen. Gemessen wird der CO2-Fussabdruck immerhin bei einem etwas grösseren Prozentsatz, aber auch hier besteht Luft nach oben.
Alle Pensionskassen sind mehr oder weniger gleich gut – diese Aussage hört man gerade aus der Politik allzu oft. In der Realität ist allerdings das Gegenteil der Fall, denn es gibt massgebliche Differenzen in der Performance der Vorsorgeeinrichtungen. Das Spektrum der Rendite im vergangenen Jahr ist mit –6,5 Prozent bei der schlechtesten und +12,3 Prozent bei der besten Kasse beachtlich und die Streuung war auch in den Vorjahren ähnlich.
Im Schnitt der letzten fünf Jahre liegt die Renditedifferenz zwischen den Top 10 Prozent und den Low 10 Prozent pro Jahr bei fast 3 Prozentpunkten oder kumuliert bei ca. 15 Prozentpunkten. Das unterstreicht die Aussage, dass nicht alle Kassen eine gleich gute Performance auf ihrem Anlagevermögen erzielen. Die Studie zeigt auch, dass die Performance-Differenzen nicht durch eine strukturell geringere Risikofähigkeit begründet sind. Kombiniert mit dem angesammelten Kapital ergibt sich hier ein riesiger Hebel. Es zeigt sich, dass Pensionskassen mit guten Renditen in den letzten Jahren eine deutlich höhere Fitness aufweisen.
Richtet man den Blick ein wenig detaillierter auf die Allokation der Portfolios, dann zeigt sich: Der Aktienanteil ist über die letzten Jahre bei allen Kassen stetig gestiegen und hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekordstand erreicht.
Im Schnitt erzielten die grossen Kassen über die letzten zehn Jahre eine um 0,3 Prozentpunkte pro Jahr bessere Rendite als die kleinen Kassen. Setzt man die verwalteten Vermögen von rund tausend Milliarden Franken in Relation dazu, ergibt das eine gewaltige Summe, die für den Anleger auf der Strecke bleibt. Über die Gründe, warum kleinere Kassen schlechter abschneiden als grosse, lässt sich nur mutmassen. Fest steht: Bei den Kosten sind fast alle Kassen gleichauf. Grössere Kassen investieren allerdings verstärkt in alternative Anlagen und agieren konsequenter bei Kapitalmarktveränderungen. Dies zeigen auch die Asset-Allocation-Veränderungen über die letzten Jahre.
Zudem sticht ein unterschiedlich starkes Risikoverhalten mit Blick auf Immobilienanlagen ins Auge. Die Kassen mit den höchsten Immobilienquoten weisen teilweise einen Anteil des Betongolds im Portfolio in Höhe von bis zu 42 Prozent auf. Und auch hier zeigt sich, dass es insbesondere die kleinen Kassen sind, die sich damit ein nicht unbedeutendes Klumpenrisiko ins Portfolio geholt haben. Bisher gab es keine negativen Auswirkungen, aber in der Zukunft könnte sich der starke Fokus auf lokale Immobilien auch als Nachteil erweisen.
Ein Grund für die höheren Risiken, die Pensionskassen eingehen, ist das seit Jahren anhaltende Tiefzinsumfeld. Da an den Obligationenmärkten quasi keine Renditen zu erzielen sind, müssen die Vorsorgeeinrichtungen auf Anlageklassen mit höherem Risiko zurückgreifen, um die nötige Verzinsung sicherstellen zu können.
Damit stellt sich aber auch die Frage, welche Auswirkungen eine Zinserhöhung sowohl in der Schweiz als auch im Ausland hätte. Mit der steigenden Inflation in den USA ist dieses Szenario zuletzt als gar nicht mal so unwahrscheinlich einzustufen. Und auch hier gibt es wesentliche Unterschiede, wie anfällig die Pensionskassen für eine solche Änderung der Zinslandschaft sind.
In einem Szenario mit einem allgemeinen Zinsanstieg von 1 Prozent wären deutliche Performance-Effekte für alle Kassen zu erwarten. Im Schnitt müsste mit einem negativen Effekt auf das Gesamtportfolio von schätzungsweise 4,8 Prozent gerechnet werden. Und es dürfte auch wieder eine hohe Spannbreite zwischen den Best- und Low-Performern geben. Auch in einem solchen Umfeld gilt: Je konsequenter auf strukturelle Kapitalmarktveränderungen reagiert wird, desto höher werden wohl die Renditen ausfallen.