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Verwaltung der Anlagevermögen

Eine Top-Performance ist nicht gratis zu haben

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Iwan Deplazes Leiter Asset Management, Zürcher Kantonalbank

2023 war ein erfreuliches Börsenjahr. Die Bandbreite bei den Renditen war deutlich kleiner als im schwachen Vorjahr. Mit Blick auf die Leistungen zeigen sich jedoch grosse Unterschiede. Unsere Analyse beweist: Wer besser performt, kann auch mehr verzinsen. Doch das kostet.

Der dritte Beitragszahler hat erneut geliefert. Die Finanzmärkte haben im vergangenen Jahr wieder einen bedeutenden Beitrag zur beruflichen Vorsorge geleistet. Dies, nachdem wir 2022 ein miserables Börsenjahr gesehen hatten. Die Rückkehr zu positiven Zinsen und der Ausbruch des Ukraine-Kriegs liessen die während der Pandemie aufgebauten Reserven rasch dahinschmelzen. Dank den ansehnlichen Renditen von 2023 stehen die Kassen heute bereits wieder deutlich besser da.

Überdurchschnittliche Performance

Im 10-Jahres-Vergleich liegt das vergangene Jahr mit einer Nettorendite von 5,1 Prozent deutlich über dem Mittel von 3,5 Prozent (Abbildung 1). Die Streuung der Renditen ist dabei wesentlich geringer als noch im trüben 2022. Das deckt sich mit unserer Erfahrung, dass sich besonders in schlechten Jahren zeigt, welche Pensionskassen einen guten Job machen. Im erfreulichen 2023 waren die Unterschiede gleichwohl bedeutend: Die durchschnittliche Rendite der besten 10 Prozent lag 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten 10 Prozent 2,3 Prozent erreichten.

Abbildung 1: Durchschnittliche Nettorendite 2014–2023

Normalisierung nach Zinsschock

Bei der Asset Allocation kam es im vergangenen Jahr zu einer Normalisierung nach dem Zinsschock von 2022. Die Aktien- und Obligationenquoten sind nach deren marktbedingtem Absinken wieder um rund je 1 Prozentpunkt angestiegen. Die Cash-Quote liegt nach dem Tiefststand vom Vorjahr ebenfalls wieder etwas höher. Im Zuge des Rebalancings wurden vornehmlich Aktien verkauft, um den hohen Kursgewinnen entgegenzuwirken. Zugekauft wurden insbesondere Obligationen, da diese aufgrund der höheren Zinsen wieder attraktiver sind.

Der alleinige Fokus auf die Kosten greift zu kurz.

Mit Blick auf die Performance kristallisieren sich bei der Asset Allocation vor allem zwei Erfolgsfaktoren heraus: Die Top-Performer halten durchs Band einen höheren Anteil an ausländischen Aktien. Was zudem auffällt: Pensionskassen mit hohen Anteilen an illiquiden Anlagen haben besser abgeschnitten. Dazu gehören zum Beispiel Immobilien, alternative Anlagen oder Infrastruktur-Investitionen.

Teurere Anlagen zahlen sich aus

Illiquide Anlagen sind mit Blick auf die Vermögensverwaltungskosten zwar teurer, zahlen sich unter dem Strich aber aus. Das beweist ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre: Seit 2019 haben die Top-Performer im Durchschnitt eine jährliche Rendite von 5,4 Prozent erzielt. Die Low-Performer kamen nur auf 2,1 Prozent. Das bedeutet pro Jahr eine Differenz von 3,3 Prozentpunkten, kumuliert fast 17 Prozentpunkte. Dabei zeigt sich eine Korrelation zu den Vermögensverwaltungskosten: Bei den Top-Performern liegen diese 5 Basispunkte über jenen der Low-Performer.

Eine höhere Performance hat also ihren Preis. Der alleinige Fokus kritischer Stimmen auf die Kosten greift deshalb zu kurz. Vielmehr besteht in den vergangenen fünf Jahren sogar ein leicht positiver Zusammenhang zwischen Kosten und Rendite, wie Abbildung 2 zeigt.

Abbildung 2: Korrelation von Nettorendite und Vermögensverwaltungskosten, 2019–2023

Fitte Kassen verzinsen besser

Die bessere Performance kommt letztlich den Versicherten zugute: Die Top-Performer weisen Ende 2023 wieder einen hohen Deckungsgrad auf und haben ihre Wertschwankungsreserven weitgehend geäufnet. Dies hat ihnen erlaubt, die gute Performance an die Aktivversicherten weiterzugeben und deutlich über dem BVG-Mindestzins zu verzinsen. Auch wenn die Bandbreite bei der Performance 2023 über alle Kassen gering war – zwischen den Top- und den Low-Performern war sie erneut beachtlich.

Dies wirkt sich nun entsprechend stark auf die Verzinsung aus, wo immense Unterschiede festzustellen sind: Die besten 10 Prozent verzinsten die Altersguthaben mit 3,7 Prozent überdurchschnittlich hoch. Die schlechtesten 10 Prozent konnten dies aufgrund fehlender Reserven hingegen nicht tun und lagen mit einer Verzinsung von 2,0 Prozent deutlich unter der durchschnittlichen Verzinsung sämtlicher Vorsorgewerke von 2,44 Prozent.

Höhere Renditeerwartungen

Seit der Rückkehr ins positive Zinsumfeld ist die erwartete Rendite markant angestiegen, auf aktuell 3,0 Prozent. Die Sollrendite – die Zielvorgabe, damit der Deckungsgrad konstant bleibt – sinkt hingegen weiterhin und ist auf 1,8 Prozent abgeflacht. In den vergangenen Jahren sind die beiden Werte immer weiter auseinandergedriftet. Interessant wird sein, wie sich die Perspektive des «Zinsbuckels» in der erwarteten Rendite der kommenden Jahre niederschlägt.

Die Divergenz von erwarteter Rendite und Sollrendite deutet auf einen wachsenden Spielraum für Leistungsverbesserungen hin. Dass sich die Sollrendite auch 2024 nicht erhöht hat, dürfte damit zusammenhängen, dass die Kassen ihre garantierten Verpflichtungen weiter reduziert haben. Die verbesserten Renditeaussichten haben also keine unmittelbare Erhöhung der Leistungsversprechen zur Folge. Ansonsten hätte man davon ausgehen können, dass sich die Sollrendite der erwarteten Rendite bereits wieder annähert. Diese Entwicklung stützt die These, dass Leistungsverbesserungen künftig flexibler gehandhabt werden.

Performance wird wichtiger denn je

Ob diese Vorgehensweise der richtige Ansatz ist, darf in Frage gestellt werden. Schliesslich nimmt durch den Trend hin zu flexiblen Leistungen die Abhängigkeit der Versicherten von der Performance zu, ohne dass sie einen entscheidenden Einfluss auf die Anlagestrategie der Pensionskassen haben.

Besser wäre es, wenn sich die Kassen stattdessen ehrgeizigere Ziele stecken und höhere Leistungsgarantien im Gleichschritt mit den gestiegenen erwarteten Renditen in Aussicht stellen würden. Für die Kassen wäre dies ein zusätzlicher Anreiz, die Finanzmärkte weniger als Risikofaktor, sondern vielmehr als wichtigen Finanzierungsbestandteil der 2. Säule zu betrachten.

Abbildung 3: Vergleich Sollrendite und erwartete Rendite